«Jede und jeder hat hier einen Platz»

    Der Obristhof hat Grund zum Feiern. 1974 wurde das Hochstudhaus als Freizeitzentrum eröffnet – heuer wird es 50 Jahre alt. Bea Wildhaber, Leiterin des Freizeitzentrums Obristhof Oftringen, gibt Einblick in die vielfältige Welt des Obristhofs. Sie möchte gemeinsam mit allen Besuchern das Freizeitzentrum noch viele weitere Jahre Broccbzu einem Ort zum Sein und Tun machen, an dem Respekt und Toleranz gelebt wird.

    (Bilder: zVg) Stecken viel Herzblut in den Obristhof: Leiterin Bea Wildhaber und Alain Hurni.

    Sie sind seit 2015 Leiterin des Freizeitzentrums Obristhof in Oftringen. Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Job?
    Bea Wildhaber: Die grosse Abwechslung, kein Tag ist wie der andere. Wir haben hier alle Generationen im Haus vertreten, das ist ebenfalls ein Gewinn für meinen Alltag. Vom kleinsten Baby bis zu den Senioren – alle kommen zu uns in den Obristhof.

    Was sind die wichtigsten Meilensteine im Obristhof seit den letzten Jahren?
    Auch in der Coronazeit haben wir den Obristhof mit Aktivitäten über Wasser gehalten. Die Menschen kamen danach wieder, wenn auch bei den kulturellen Anlässen eher zögerlich. Das hat uns gezeigt, wie wichtig so ein Ort der Begegnung für ein Dorf ist.

    Wo setzen Sie als Leiterin Prioritäten?
    In unseren Leitsätzen steht: Wir sind ein Haus zum Sein und Tun. Ein Haus für alle. Dies beinhaltet unseren Obristhof-Geist. Egal woher du kommst, und was du mitbringst, du bist in diesem Haus willkommen. Es ist mir sehr wichtig, dass alle Menschen, die hier ein und ausgehen, ihren Platz haben.

    Der Obristhof ist eine nicht wegzudenkende Institution. Was bedeutet er für die Gemeinde und die Bevölkerung?
    Hier treffen sich junge Familien zum Austausch, hier kommen Kulturinteressierte auf ihre Kosten, Kreative können sich ausleben und Kinder haben ihre Spielgruppe, welche eine feste Institution in der Gemeinde ist. Auch das Kafi, wo sich die Stammgäste zum Schwatzen treffen, ist ein wichtiger Ort. Alles in allem, der Obristhof gehört einfach zu Oftringen.

    (Bild: Beat Bracher) Ein Haus für alle: Am Jubiläumsfest weilt der Obristhof-Geist.

    Wer kommt in den Obristhof?
    Die Jüngsten sind im Kinderwagen und kommen mit ihren Eltern oder Grosseltern, die Dreijährigen besuchen die Spielgruppe, die Schulkinder kommen an die Kurse oder zum Mittagessen, oder sie verkaufen ihre Spielsachen am Kinderflohmarkt. Die Familien besuchen die Brockenstube oder die Velobörse, im Winter kommen sie alle zum Kerzenziehen. In der Stubete trifft man sich zum Schwatzen, stricken oder für Kochkurse oder einem feinen Zmittag. Am Abend finden Bewegungskurse im Chömiboden statt oder ein Konzert bietet Musikinteressierten etwas.

    Können Sie charakterisieren, was den Obristhof so speziell macht?
    Die Freiwilligen: Ohne diese helfenden Hände, welche am Märkten Stände aufstellen, in der Werkstatt eine Rodelbahn für die Kinder bauen, ein feines Mittagessen für Gäste kochen, Kaffee ausschenken in der Brockenstube die Waren annehmen und wieder verkaufen, könnte der Obristhof in dieser Form nicht existieren. Jeder von ihnen macht den Obristhof einzigartig.

    Unser Freizeitangebot ist übersättigt. Wie schaffen Sie es, dass Ihr Haus so grossen Erfolg und so langen Bestand hat?
    Die lange Geschichte, die Präsenz in den Medien, das Weitersagen, wenn etwas gefallen hat, das sind sicherlich Punkte, welche zum Gelingen beitragen.

    Welche Freizeitaktivitäten in Ihrem Haus sind zurzeit besonders gefragt?
    Im Winter das Kerzenziehen und in den Ferien die Ferienpässe für die Kinder.

    (Bild: Beat Bracher)

    Wie wird der Obristhof finanziert?
    Die Gemeinde steuert den grössten Batzen bei, dann die Vereinsmitglieder und Sponsoren. Die Brockenstube und das Kafi und die Märkte und Erwachsenenkurse geben ebenfalls einen Beitrag.

    Sie verbinden im Obristhof Menschen miteinander. Gibt es da eine besonders schöne Geschichte dazu?
    Schön ist es zu erleben, dass die Geschichte vom Obristhof sich immer wieder wiederholt. Ganz berührend war für mich, als Werner Huggel, der erste Leiter vom Obristhof zu uns zu Besuch kam und erzählte wie er den Obristhof mit Freiwilligen Jugendlichen zum Leben erweckte. Es war so eine rührende Geschichte, die Jugendlichen sind heute erwachsene Männer und leben hier in Oftringen. Sie haben erzählt, wie wichtig zu dieser Zeit der Obristhof für sie war.

    Ist der Obristhof auch ein Leuchtturm über die Gemeinde- oder sogar Bezirksgrenze hinaus?
    Letztes Jahr kam eine Gruppe junge Leute aus Zürich zum Kerzenziehen, sie haben im Internet gegoogelt und fanden so den Weg zu uns.

    Welche Vision oder Projekte haben Sie für die nächsten Jahre?
    Den Obristhof lebendig zu halten, und die Türen offen zu haben.

    Was wünschen Sie dem Geburtstagskind?
    Lachen, Freundschaften im und ums Haus herum, und dass noch viele Generationen nach uns den Obristhof kennenlernen dürfen.

    Interview: Corinne Remund

    Die aktuellen Kurse und Veranstaltungen sind unter www.obristhof.ch zu sehen.

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